Rainer Brang stellt mit hörbert einen MP3-Player für Kinder aus Holz her. Was es damit auf sich hat, erzählt er uns im Interview.
Beschreibe deine Idee bitte in wenigen Sätzen.
hörbert ist ein langlebiger Musik-Player für Kinder aus Holz, der sich leicht bedienen lässt und auf den man eigene Inhalte aufspielen kann.
Unser Ziel war es, ein nachhaltiges Produkt für Kinder auf den Markt zu bringen, an dem sie lernen können und bei dem es sich lohnt, es lange zu nutzen und gegebenenfalls auch mal zu reparieren. Als Ingenieur wollte ich die eigenen Ansprüche umsetzen und ein Gerät für Kinder erschaffen, das diese Ansprüchen erfüllt – dann kam der hörbert!
Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Als Softwaretechniker und Informatiker wollte ich meinen eigenen Kindern ein Produkt geben, welches es zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Markt gab. Daher bin ich in meine Werkstatt gegangen und habe in meiner Freizeit einfach mal so etwas gebastelt. Die ersten Prototypen habe ich auch noch selbst gelötet. Nachdem dann das eigene Kind und das Patenkind ausgerüstet waren, wurden auch die Nachbarskinder hellhörig. So sind wir Schritt für Schritt dann in die erste Serienfertigung gestartet.
Ihr tretet an gegen Tonie-Box und Co., was ist euer USP?
Wir waren die ersten auf dem Markt. Und dann tut es echt weh, wenn da einer kommt, der mit Millionen in die Werbung geht und mit Disney einen Vertrag abschließt. Manches auf dem Markt ist für mich nicht nachvollziehbar und es passieren durchaus auch komische Dinge. Mein Ansinnen ist allerdings die Bestätigung auf der menschlichen Seite. Eine Frau hat mir mal drei Jahre in Folge Plätzchen zu Weihnachten geschickt, weil wir für ihren Sohn im Krankenhaus eine individuelle Lösung gebaut haben. Das ist das, was für mich zählt!
Der hörbert war von grundauf darauf ausgelegt, dass man ihn lange benutzen und gegebenenfalls auch mal repariert werden kann. Er wächst mit dem Kind mit: Wichtig war es mir, dass die kleinen Kinder das Gerät von Anfang an selbst bedienen können. Wenn sie größer sind, werden dann auch mal Lern-CDs zum Sprachen lernen aufgespielt. Interessant ist es, dass durch das Material Holz eine andersartige Haptik stattfindet. Das triggert bei den Kindern durchaus noch andere Bereiche im Gehirn.
In welchem Stadium steht das Produkt? Wer sind deine Mitstreiter?
Wir haben in den letzten Monaten eine sehr bewegte Reise hinter uns gebracht. Nachdem ich selbst gegründet habe und wir auf 1500 qm und 20 Mitarbeiter*innen gewachsen sind, haben verschiedene Auswirkungen wie Corona, das gestrandete Schiff im Suezkanal und der Krieg in der Ukraine dazu geführt, dass wir in die Insolvenz geraten sind. Allerdings konnten wir, mit einem Investor, in letzter Sekunde unter etwas anderen Rahmenbedingungen, eine neue Heimat finden, so dass das Produkt weiter gebaut werden kann. Wir sind in der glücklichen Position, dass der Investor das Produkt verstanden hat und unsere Erfahrungen aus dem B2C Bereich schätzt. Außerdem ermöglicht es uns, dass wir nun auch wieder unsere Spin-Offs weiterverfolgen können, so dass es den Hrbert auch bald für Senior*innen geben soll!
Was war Eure größte Herausforderung?
Als wir bereit waren für das Wachstum und die Voraussetzungen dafür geschaffen waren, wollte ich eine Organisation ins Leben rufen, bei der ich nicht als Mikro-Management-Chef agiere. Mein Wunsch war es, eine Organisation mit Selbstorganisation zu gestalten. Dies war ein Kraftakt, der von mir und von den Mitarbeitenden viel gefordert hat – aber es hat sich gelohnt! Natürlich waren auch die Insolvenz und Investorensuche eine der größten Herausforderungen. Jetzt bin ich Betriebsstättenleiter in Nürtingen mit sechs Mitarbeitenden und dieser Bereich soll möglichst autark laufen. Der Rest des Unternehmens sitzt in Bremen. Ich profitiere immer noch davon, dass einige lokale Mitarbeiter*innen diesen Prozess mit mir durchlaufen haben!
Was bedeutet für dich das Schlagwort “Regionalität”?
Ich habe es schon immer sehr zu schätzen gewusst, wenn die Wege kurz sind und habe somit immer versucht Lieferanten ums Eck zu finden. Wir sind aber dabei auch schon an unsere Grenzen gestoßen. Für den einen Betrieb sind unsere Stückzahlen zu hoch, für den anderen zu niedrig. Da muss man flexibel bleiben. Der Versuch ist auf jeden Fall da, Projekte in der Region abzuwickeln – das hat was von „Stallgeruch“.
Was bedeutet für dich das Schlagwort “Nachhaltigkeit”?
Der Rettungsanker für uns alle! Nachhaltigkeit muss in die Köpfe, um Ressourcen zu sparen und unseren Kindern etwas übrig zu lassen. Meine Eltern hatten einen Fernseher, der 23 Jahre alt war und wenn er kaputt war, hat man ihn wieder reparieren lassen. Die Schnelllebigkeit von heute hat eine solche Lebensweise komplett zerstört. Da wollte ich dagegenhalten – verstehen Sie es als mein Ventil und meinen Beitrag! Daher ist unser Produkt aus Holz gebaut, auch wenn der Trend Plastik vorschreibt, ist der hörbert geschraubt und nicht geklebt.