Julian Feinauer von pragmatic industries im Interview

Julian Feinauer ist der Gründer von pragmatic industries. In unserem Interview erzählt er uns von seinem Weg von der Idee bis hin zur Gründung.

Julian Feinauer von pragmatic industries im Interview

Herr Feinauer, was macht pragmatic industries?

Wir entwickeln eine Software-Plattform, mit der wir mittelständische Maschinenbauer in vier Wochen dazu verhelfen, Daten aus ihren Maschinen zu generieren und aus diesen ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln. Dadurch ist es möglich den Zustand der Maschine auszulesen und so proaktiv Wartungs- und Service-Leistungen anzubieten.

Was war der Auslöser für Ihre Idee?

Ursprünglich hatte ich gar nicht den Drang mich selbständig zu machen. Ich hatte jedoch den Wunsch in einem Umfeld zu arbeiten, der mir Spaß macht. Dann habe ich mir eben selbst ein solches Arbeitsumfeld geschaffen. Zunächst habe ich mit meiner ersten Firma Pragmatic minds Dienstleistungen rund um das Thema Daten, oft auch „Datendestillerie“ genannt, angeboten.

Über das Netzwerk habe ich den Inhaber einer Maschinenbaufirma kennengelernt, der im Bereich Industrie 4.0 seine Prozesse mit uns entwickeln wollte und dadurch ist dann unser Produkt entstanden, sozusagen kundengetrieben.

Außerdem denke ich, dass das Thema Daten auch hier in der Region ein wichtiges Thema ist, um unsere Stärken der Vergangenheit in die Zukunft zu bringen. Wir brauchen die Transformation und Digitalisierung der KMUs, um die Unternehmen in die Zukunft zu führen und diesen Nutzen möchte ich für die Region abbilden – mit Daten.

In welchem Stadium steht das Produkt? Wer sind Ihre Mitstreiter?

Wir befinden uns in einer super spannenden Zeit, denn wir haben zwei fertige Produkte am Markt und müssen nun lernen, dass Technologie in einem Start-up nicht alles ist. Wir lernen den Marktzugang und beschäftigen uns mit unserem Gesamt-Auftritt. Daher sind wir farblich ein bisschen greller geworden, um zu signalisieren „Hier sind wir!“

Auch auf der technologischen Seite gilt es nun von der reinen Entwicklungsperspektive abzurücken und mehr Nutzerfeedback zu sammeln. Wir haben 15 Menschen an Bord, die alle wichtig sind und ein Entrepreneurial Mindset mitbringen. Somit ist jede*r wichtig und füllt seinen Bereich. Mit Florian habe ich nun einen zweiten, nicht-technischen, Geschäftsführer als Mitstreiter gewinnen können, was eine große Bereicherung für mich darstellt!

Ihr habt in letzter Zeit viele Auszeichnungen bekommen. Welche war für Sie am wichtigsten? Und warum?

Ja, wir haben in letzter Zeit verstärkt Kraft investiert, um hier mitzuwirken. Jedoch ist für mich persönlich eine Auszeichnung besonders wertvoll, da wir hierfür nicht gepitcht haben oder uns anderweitig beworben haben. Dies ist ein Dankschreiben einer chinesischen Universität in Beijing, bei der wir in einem Open Source Projekt mitgearbeitet haben und als einer der ersten europäischen Akteure in diesem Umfeld für unsere Arbeit gewürdigt wurden. Dies ehrt mich als Nerd.

Julian Feinauer von pragmatic industries im Interview

Was bedeutet für Sie “Regionalität”?

Ich schätze den regionalen Gedanken immer sehr, denn dadurch funktioniert die Kommunikation einfach anders und es gibt einen persönlichen Bezug zu den Menschen.

Außerdem hat das Ländle für mich einen besonderen Charme, großartige Landschaften, Natur pur auf der Alb und nicht zu vergessen – Hidden Champions, die mit Ruhe und Gelassenheit zum Weltmarktführer geworden sind!

Was bedeutet für Sie “Nachhaltigkeit”?

Ich selbst bin Wissenschaftler, daher ist für mich klar, dass wenn wir so weiter machen, unsere Lebensgrundlage zerstört wird. Nachhaltigkeit ist für mich persönlich extrem wichtig und ich versuche das im Kleinen zu realisieren, in meinem Verantwortungsbereich.

Der Impact von pragmatic industries ist natürlich nicht immens, aber immerhin wollen wir unseren Kundinnen und Kunden helfen, die Maschinen effizienter zu machen und so Ressourcen zu schonen. Aber natürlich ist das Thema Nachhaltigkeit nicht der Ursprung der Geschäftsidee – das wäre vermessen.

Ihr Engagement reicht von der IHK über BDS bis hin zur Unterstützung vom TeckLab. Wo sind Sie aktiv und was treibt Sie an?

Als schwäbischer „Bruddler“ kann man entweder nur „bruddeln“ oder man muss sich bereiterklären an Veränderungen mitzuwirken. Da ich gerne „bruddle“, werde ich immer auch gefragt, ob ich denn nicht aktiv mitgestalten möchte. Somit bin ich zum Beispiel auch im Ortschaftsrat, gebe Vorlesungen an der Hochschule, arbeite aktiv daran das House of AI und das TeckLab in Kirchheim zu gestalten, bin Teil des bwcon Regionalboard KI:NT und wirke an einer OpenSource Initiative mit. Mein Antrieb dabei ist, die Dinge besser zu machen. Ich bin in manchen Gremien gerne auch der bunte Vogel und vertrete ein anderes Mindset, aber natürlich ist dies immer ein Spannungsfeld, denn meine Familie ist mir sehr wichtig und ich bin dankbar, dass meine Frau mir den Rücken frei hält und mein Team sehr selbständig arbeiten kann.

Haben Sie ein unternehmerisches Vorbild?

Ich finde mittelständische Familienunternehmen, die es seit 150 Jahren gibt spannend, denn ich habe Achtung vor dieser großen Leistung! Vor allem aber finde ich es beeindruckend, wenn Menschen, die so viel geschaffen haben, auch menschlich Mensch bleiben, keine Starallüren haben und einfach mit Dir ein Bier trinken.

Was sind Ihre drei wichtigsten Eigenschaften als Unternehmer?

Zum Einen meine Empathie, sowohl in der Beziehung zum Kunden aber auch zu meiner Mannschaft. Dazu bin ich ein analytischer Mensch, ein Mathematiker, was mir zur Problemlösung oft sehr geholfen hat. Zuletzt würde ich mich als stoisch, zielstrebig und zäh bezeichnen und bleibe so an meinen Zielen dran.

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