Timo Schwarzer möchte mit seinem Team rund um die Software byTS GmbH und dem Produkt Robotified den Robotermarkt vorantreiben. Automatisierung wird für den Wirtschaftsstandort Deutschland immer wichtiger und Timo gibt uns Einblicke in sein Unternehmen und seine Ideen.
Lieber Timo, kannst du anhand eines Elevator Pitches kurz und knapp vorstellen, was die Idee hinter deinem Produkt Robotified ist?
Die Automatisierung in der Industrie steht vor einer großen Herausforderung: Es gibt zahlreiche Anbietende auf dem Markt, und jeder verwendet eine eigene proprietäre Programmiersprache. In Produktionslinien finden sich Roboter von Kuka, Fanuc, Mitsubishi und vielen anderen Herstellern – alle mit unterschiedlichen Programmiersprachen. Dieses Problem verschärft sich angesichts des Fachkräftemangels, der durch einen zusätzlichen Mangel an spezialisierten Kräften noch gravierender wird.
Hier setzt Robotified an: Unsere Plattform ermöglicht es, mit nur einer Programmiersprache Roboter verschiedenster Hersteller zu steuern. Wir setzen auf weit verbreitete Sprachen wie Python und C++, wodurch wir standardisierte und leicht zugängliche Werkzeuge nutzen. So können Roboteranwendungen effizient entwickelt werden – mit einer einzigen, universellen Sprache und einem breiten Einsatzspektrum.
Ihr „versteht“ also alle Roboter und könnt übersetzen?
Ja, genau. Wir ziehen manchmal Vergleiche, um unser Konzept zu verdeutlichen – beispielsweise mit Druckertreibern: Es gibt Hunderte, vielleicht Tausende verschiedene Druckermodelle. Wenn ich ein Dokument drucken möchte, sende ich es einfach an den Drucker, und es wird ausgegeben. Für die Software, wie Word, spielt es keine Rolle, welche Hardware angeschlossen ist – die Übersetzung in ein für den Drucker verständliches Format erfolgt automatisch.
Ähnlich funktioniert es bei uns: Ich programmiere eine Bewegung, etwa von Punkt A nach Punkt B, und unsere Software übersetzt diese Anweisung automatisch in die passende Sprache für den jeweiligen Roboter.
Ist es richtig, dass euer Fokus dann vor allem auf der Industrie liegt?
Genau, unser Ansatz richtet sich stark in Richtung Manufacturing, da hier ein enormes Potenzial für Automatisierung besteht. Ein Beispiel: Wenn eine Person den ganzen Tag an einer Schleifmaschine steht, Teile entgratet oder abschleift und diese anschließend beiseitelegt, sind das genau die Aufgaben, die sich ideal für den Einsatz von Robotern eignen. Solche repetitiven und körperlich belastenden Tätigkeiten wollen wir gezielt durch Automatisierung erleichtern.
Es gibt viele Menschen denen die neuen Technologien wie KI und Robotik Angst machen. Was sagst du diesen Menschen?
Gerade in Deutschland muss klargestellt werden: Wenn wir nicht stärker auf Automatisierung setzen, laufen wir Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Angst vor dieser Entwicklung ist unbegründet. Künstliche Intelligenz ist letztlich nichts anderes als ein Modell, das auf eine spezifische Aufgabe optimiert ist – keine echte Intelligenz. Zudem bleibt immer eine übergeordnete Software erforderlich, die diese Prozesse überwacht.
Statt Ängste zu schüren, sollten wir die Chancen erkennen: Automatisierung kann uns helfen, uns stärker von der Abhängigkeit der Automobilindustrie zu lösen und neue, vielfältige Möglichkeiten zu erschließen. Mit mehr Automatisierung können wir den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärken und zukunftssicher machen.
Generell mal den Blick auf Baden-Württemberg gelenkt. Inwiefern hast du hier eine gute Heimat für dein Start-up?
Ich fühle mich hier in Baden-Württemberg sehr wohl und würde nicht wegziehen. Allerdings ist es hier schwierig, Investitionen zu bekommen. Bei Pre-Seed-BW beispielsweise geht es nur um 40.000 Euro, was in der Region ziemlich konservativ ist. Man muss schon viel vorweisen, um überhaupt so eine Summe zu erhalten. Es fehlt an Investierenden, die bereit sind, mehr Risiko einzugehen.
Es wäre schön, wenn sich das ändern würde, damit auch Early-Stage-Start-ups mehr Unterstützung erhalten. Am Anfang war es für uns sehr schwer, Finanzierungen zu sichern. Schließlich haben wir ein Exist-Stipendium an der Hochschule Esslingen erhalten, und beim CyberOne Hightech Award der bwcon den zweiten Platz gemacht, worauf wir sehr stolz und wofür wir sehr dankbar sind.