Interview mit Manuel Kraus von FOKUSMEDIA

Fachkräfte mit Videokampagnen erreichen: Manuel Kraus von FOKUSMEDIA weiß, wie das funktionieren kann. Im Interview erzählt er uns mehr über seine Geschäftsidee und teilt Tipps für (angehende) Gründerinnen und Gründer.

Lieber Manuel, wie bist du dazu gekommen, dich selbstständig zu machen? Weshalb hast du dich dazu entschieden Videokampagnen als Recruiting-Maßnahme anzubieten?

Ursprünglich habe ich im Bereich Film angefangen und beispielsweise Imagefilme erstellt und mich auch sehr wohlgefühlt. Bewegtbild und Film sind einfach meine Leidenschaft. Mit der Zeit habe ich dann Einblicke in Unternehmen bekommen und gemerkt, dass es da einen großen Bedarf gibt – und eben nicht nur an Imagefilmen. Ich weiß noch den Augenblick, als ich den klassischen Aha-Moment hatte. Ein Ausbildungsleiter eines Unternehmens erzählte mir, dass sie Auszubildende immer noch über Zeitungsannoncen suchen. Mir war natürlich klar, dass die junge Zielgruppe auf anderen Kanälen zu finden und durch Videobotschaften besser zu erreichen ist, als mit einer textlichen Anzeige. Die etablierten Unternehmen hatten und haben jedoch Probleme sich in Sozialen Medien aufzustellen und richtig zu präsentieren…

… und da wiederum liegt dann eben deine Kompetenz.

Genau. Es reicht nämlich nicht einfach aus, ein Video zu erstellen. Wir beraten die Unternehmen rundum und erstellen das gesamte Konzept und auch die Rekrutierungsstrategie mit ihnen gemeinsam. Ich fange jede Beratung mit einem Workshop an, bei dem wir uns Gedanken zum Prozess machen. Und mittlerweile konnten wir einige Kunden sehr glücklich machen und zahlreiche vakante Stellen besetzen und so werden jetzt glücklicherweise auch andere Unternehmen auf uns aufmerksam.

Fachkräftemangel betrifft ja auch alle Branchen. Da müssen die Unternehmen auch einfach bereit sein, neue Wege zu gehen, oder?

Ja, das lässt sich an einem Beispiel schön aufzeigen. Der Stadt Plochingen haben beispielsweise lange Zeit einige Erzieherinnen und Erzieher gefehlt. Die Einrichtungen konnten die Betreuung der Kinder nicht mehr umfassend gewährleisten und das hat natürlich zu Unmut bei den Eltern geführt. Der Handlungsdruck für die Stadt war enorm hoch und klassische Recruiting-Methoden haben schlichtweg nicht funktioniert. Mit unserer Videokampagne haben wir 49 qualitative Bewertungen bekommen und konnten 13 neue Mitarbeitende für die Stadt einstellen.

Das ist natürlich ein voller Erfolg! Ohne jetzt direkt dein Betriebsgeheimnis ausplaudern zu müssen: Was denkst du, macht neben dem Bewegtbild und dem Kanal den Unterschied für die Bewerbenden?

Uns ist wichtig, dass die tatsächlichen Kolleginnen und Kollegen im Video zu sehen sind. Das heißt wir engagieren keine Schauspielerinnen und Schauspieler, sondern zeigen die Leute, mit denen die Bewerbenden eben auch in Zukunft zusammenarbeiten würden. Für die Situation vor der Kamera briefen wir die Beteiligten, so dass sie authentisch sprechen und agieren können. Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach einen Unterschied macht, ist die Möglichkeit die persönlichen Ideen anzugeben. Wir haben in unserem Bewerbungsprozess ein Feld integriert, in dem die Bewerbenden auch Wünsche an den Arbeitgebenden richten dürfen. So hatten wir im Fall der Stadt Plochingen eine Bewerberin dabei, der es wichtig war, mit Kopftuch akzeptiert zu werden. Das macht für sie in ihrer täglichen Arbeit natürlich einen riesigen Unterschied. Bei anderen Bewerbungsprozessen hätte sie diesen Punkt möglicherweise erst sehr spät im Prozess oder gar nicht klären können.

Das kann ich nur bestätigen. Mitarbeitende suchen heutzutage nicht nur das dickste Gehalt sondern eine Umgebung, in der sie gerne arbeiten.

So ist es. Und die Situation hat sich gewandelt. Früher hatten die Personalerinnen und Personaler volle Postfächer und konnten sich Bewerbende aussuchen. Heute muss das Unternehmen bei den Fachkräften einen guten Eindruck hinterlassen. Die Hürden so niedrigschwellig wie möglich zu machen, so dass die Leute im Zweifelsfall abends von der Couch aus über das Handy die Bewerbung abschicken können, ist daher sehr wichtig.

Was hat dir auf deinem Weg geholfen? Welche Anlaufstellen sind deiner Meinung nach hilfreich? Was hat dir gefehlt und würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Ich habe mit meiner Selbstständigkeit in der Corona-Pandemie gestartet. Das waren besonders erschwerte Bedingungen, weil allein schon der Kundenkontakt nicht im gewohnten Maß möglich war. Ich habe am Anfang einen Gründerzuschuss vom Arbeitsamt bekommen und mich dann weiter mit einem Gründerkredit der KfW finanziert.

In Esslingen habe ich zu dieser Zeit nicht die richtigen Anlaufstellen für mich gefunden, da hätte ich mir mehr kostenlose Angebote gewünscht. Ich habe dann in einem Coworking Space in Geislingen an der Steige einen Raum gefunden, in dem ich mich kreativ ausleben und gleichzeitig wertvolle Kontakte knüpfen konnte. Außerdem sind Unternehmensnetzwerke, in denen man sich austauschen kann, sehr wertvoll. Ich engagiere mich beispielsweise bei BNI. Da treffen wir uns unter anderem zum Unternehmerfrühstück und können uns in lockerer Atmosphäre austauschen und unser Netzwerk erweitern.

Hast du noch ein paar grundlegende Tipps für Leute, die gerne gründen möchten?

Die grundlegendsten Tipps sind: Erweitere dein Wissen ständig, bleib hartnäckig und bewahre Durchhaltevermögen. Und miete, bevor du kaufst! Mein Kollege und ich überlegen vor Investitionen sorgfältig, ob wir das Produkt brauchen, oder nicht. Vor allem technische Geräte, Ausrüstung etc. kann man über Anbieter mieten und zunächst einmal testen. Wenn man das Produkt dann nicht kontinuierlich nutzt und es keine Abhilfe bzw. Effizienzsteigerung schafft, lohnt sich ein Kauf nicht. Dann kann man es sich für spezielle Gelegenheiten auch weiterhin für einen kurzen Zeitraum mieten.

Super, das ist ein richtig handfester Tipp, den sich potenzielle Gründerinnen und Gründer sehr gut zu Herzen nehmen können. Vielen Dank für das Interview Manuel und weiterhin viel Erfolg!
Interview mit Manuel Kraus von FOKUSMEDIA

Manuel Kraus (l) und Julius Bolay (r)