Der Gründer von LogBATT , Eduard Schönmeier, erzählt uns in diesem Interview welche Lücke er mit seinem Unternehmen füllt und wo zukünftige Herausforderungen liegen.
Herr Schönmeier, was macht Ihr Unternehmen LogBATT genau?
LogBatt ist ein Gesamtlösungsanbieter für die Reverse-Logistik von Lithium-Ionen-Batterien. Wir übernehmen das Verpacken, Transportieren, Zwischenlagern und Recyceln von Lithium-Ionen-Batterien in allen Größen und Zuständen, vom E-Bike Akku bis zur Elektrofahrzeugbatterie. Da Lithium-Ionen-Batterien Gefahrengut sind und nicht ungefährlich reagieren können, bieten wir außerdem eigens entwickelte und produzierte Sicherheitsbehälter – die SafetyBattBoxen – für die Lagerung und den Transport dieser an.
Wieso gibt es einen Bedarf für diese Leistung? Weshalb kam es zur Gründung von LogBATT?
Der Transport von vor allem beschädigten Batterien ist sehr stark reguliert. Es gibt viele Auflagen, an die man sich halten muss, da diese im Abfall- und Gefahrgutrecht definiert sind. Man kann die Batterien also nicht einfach so transportieren und entsorgen. Unsere Kunden erhalten von uns daher unsere SafetyBattBoxen, die die sichere Aufbewahrung und den Transport von Batterien ermöglichen und wir kümmern uns um die Logistik.
Welche Befürchtungen hatten Sie zu Beginn der Gründung? Wie beurteilen Sie diese aus heutiger Sicht?
Ich denke, man kann so viele Businesspläne schreiben, wie man will, denn am Ende kommt sowieso alles anders, als man es geplant hat. Unser Unternehmen ist inzwischen sehr gewachsen und daher müssen wir auch Entscheidungen ganz anders treffen. Wenn wir damals zu bedenklich gewesen wären, wären wir den Schritt höchstwahrscheinlich nie gegangen. Wenn der Case an sich passt und die Lösung benötigt wird, dann wird das Geschäft dazu irgendwie seinen Weg machen.
Ganz am Anfang wollten wir beispielsweise auch noch nicht die zugehörigen SafetyBattBoxen entwickeln, sondern uns auf die Logistik konzentrieren. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass es die Behälter unbedingt braucht, da es keine zugelassene Lösung am Markt, vor allem für große Batterien, gab. Man sollte sein Geschäftsmodell aber ohnehin alle paar Jahre überdenken und neu ausrichten. Trends und der Markt entwickeln sich ja weiter. Am Ende gewinnt also die anpassungsfähigste Lösung.
Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen? Und welche Kunden bedienen Sie heute?
Ich komme selbst aus der Automobilindustrie und habe bei der Mitgestaltung der E-Mobilität früh erkannt, dass das Thema dringend angegangen werden muss. Der Bedarf nach einer Gesamtlösung war sehr hoch. Ich habe dann mit einem Kollegen aus eigener Initiative heraus gegründet. Heute schließen wir den Kreislauf bis zum Recycling und sind damit deutschland- und europaweit unterwegs.
Im Prinzip ist die Problematik schon bei Handy-Akkus vorhanden, diese sind jedoch sehr klein. Unsere größten Kunden kommen daher aus der Automobilindustrie, aber wir bedienen auch andere Branchen wie E-Bike- oder Gabelstaplerhersteller. Die Anwendungsbereiche sind aber – vor allem jetzt, wo die Energiewende drängt – zahlreich und in vielen Sparten notwendig. Überall wo Batterien zum Einsatz kommen, wird unser Service benötigt.
Haben Sie schon mal über die Zusammenarbeit mit Investoren nachgedacht?
Ich habe darauf einen differenzierten Blick. Natürlich kostet die Entwicklung einer Lösung zunächst einmal einiges an Geld. Dennoch sollte man nicht die Einstellung haben, dass jemand von außen Geld in die eigene Idee pumpt, damit sie funktioniert. Wir haben viel auf eigene Faust gemacht und den Fokus vom ersten Tag an auf die Profitabilität gelegt. Als klassisches Start-up haben wir uns nie gesehen.
Was sind kommende Herausforderungen für LogBATT? Welche neuen Aufgaben kommen mit zunehmendem Wachstum?
Wir haben jetzt die erste Management-Ebene zwischen der Geschäftsführung und den Mitarbeitenden eingeführt. Es ist nicht leicht, Führungskräfte zu finden, die den gleichen Spirit wie wir Gründer haben. Gleichzeitig ist es wichtig, gesund zu wachsen. Verbunden mit dem Wachstum müssen sich die Strukturen und das Organigramm, aber natürlich auch die Unternehmenskultur, weiterentwickeln. Das wird uns die nächsten Monate noch umtreiben.
Ansonsten stehen wir in Sachen Elektromobilität gesamtgesellschaftlich immer noch absolut am Anfang. Auch die Region Stuttgart hat hier ein großes Entwicklungspotential. Die Elektromobilität bringt auch noch weitere Anknüpfungspunkte für neue Geschäftsideen mit sich. Ich erlaube mir also die Annahme, dass die Zukunft für LogBATT gut aussieht.
Was hat Sie dazu bewogen sich hier in der Region anzusiedeln? Welche Vorteile bietet Ihnen der Standort Plochingen?
Ursprünglich haben wir in Kirchheim unter Teck gegründet, weil damals dort die Batterieentwicklung von Daimler war. Dann hatten wir unsere erste Produktionshalle in Aichwald, diese wurde uns zu klein. In Plochingen haben wir ein neues, passendes Grundstück gefunden. Die Stadt war sehr kooperativ und hat uns mit der Geschwindigkeit der Genehmigung, der Lage und Größe des Grundstücks sehr unterstützt.
Eine europaweite Logistik kann man leider nicht aus Plochingen heraus erobern, daher sind weitere Standorte außerhalb von Baden-Württemberg im Aufbau. Der Eintritt ins europäische Ausland ist auch geplant. Unsere Kunden sind global aufgestellt und da möchten wir dem Bedarf mit unserem Service nachkommen. Wir sind die einzigen, die diese Kombination aus Logistik und Verpackung so anbieten, daher haben wir eine Pole Position in vielen Bereichen.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer auszeichnen? Gab es eine Persönlichkeit, die bei Ihnen den Unternehmergeister geweckt hat?
Man sollte visionär sein, eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen und einfach Einsatz zeigen. Außerdem muss man, vor allem am Anfang, ein Allrounder sein. In kürzester Zeit muss man sich schnell in Themen einarbeiten.
Mich hat beispielsweise Bodo Schäfer geprägt, der für den Habitus der „Straßenschlauheit“ plädiert. Gewisse Dinge lehrt einem eine Ausbildung eben nicht, sondern die lernt man nur „auf der Straße“. Diese Hands-On-Erfahrungen helfen einem Durchsetzungsvermögen zu entwickeln. Das hat mir in jungen Jahren den Ruck gegeben. Ich wusste: langfristig möchte ich nicht in einer klassischen Angestelltenfunktion arbeiten, sondern etwas bewegen.
Haben Sie Tipps und Tricks, die Sie gerne mit anderen angehenden und potenziellen Gründerinnen und Gründern teilen würden?
An erster Stelle: Macht eure Erfahrungen. Die müsst ihr machen. Auch wenn ihr schon immer – wie es auch bei mir der Fall war – wusstet, dass ihr irgendwann gerne euer eigenes Unternehmen führen möchtet: man muss nicht immer direkt nach der Uni gründen. Es hilft, wenn man ein bisschen Arbeitserfahrung und den ersten Job im Angestelltenverhältnis hinter sich hat. Insbesondere einen Job mit Führungsverantwortung. Was man in dieser Funktion lernt, hilft mehr als theoretische Tipps von Mentorinnen und Mentoren. Man lernt, wie ein Unternehmen funktioniert. Das kann ich auf jeden Fall empfehlen. Nach der ersten Berufserfahrung sollte man jedoch nicht zu lange zögern und einfach mal machen. Aber auf keinen Fall neben dem Angestelltenjob. Denn es wird nur etwas erfolgreich, wenn man mit vollem Fokus und Energie daran arbeitet.