Graphic Recording: Was ist das? Und wie kann man sich damit selbstständig machen? Darüber haben wir mit Christine Münzenmaier gesprochen.
Liebe Christine, kannst du uns in wenigen Worten beschreiben, was visuelle Kommunikation für dich bedeutet und wie du das umsetzt?
Kurz gesagt: Ich zeichne und bringe so komplexe Inhalte komprimiert auf den Punkt.
Wie sieht das dann konkret aus? Wie gehst du dabei vor?
Ich mache das beispielsweise als Vorbereitung für Kunden, die einen Vortrag halten. Mithilfe eines Bildes lassen sich Business Cases, Strategien oder Change-Prozesse anschaulich erklären. Die Kunden nehmen das fertige Bild mit zur Veranstaltung und transportieren damit ihre Botschaft.
Und ich zeichne auch live. Dann gehe ich zu einer Veranstaltung – zum Beispiel auf eine Messe, einen Kongress oder ein Seminar – und zeichne dort die Kernbotschaften der Redner mit, während sie sprechen. So entsteht dort über den Tag hinweg ein Bild, das alles zusammenfasst, was bei dieser Veranstaltung wichtig war.
Alternativ zeichne ich die Besucher der Veranstaltung und befrage sie nach ihrem persönlichen Highlight, ihrer WOW-Erkenntnis der Veranstaltung und halte beides – Porträt und persönliches Highlight – auf einer Postkarte fest, die die Teilnehmenden als Geschenk mit nach Hause nehmen können. So wirken die Erkenntnisse des Tages noch eine Weile nach.
Wann und wie kam dir die Idee, eine eigene Firma zu gründen? Was war der Auslöser?
Als ich mit unserem ersten Kind schwanger war stellte sich uns die Frage, wie wir Job und Familie vereinen können. Da sich meine Tätigkeit sehr gut freiberuflich gestalten lässt, haben wir uns dafür entschieden, dass ich den Schritt in die Selbständigkeit gehe. Also war es sozusagen eine Unternehmens- und Familiengründung in einem. 😊
Was macht deine Zeichnungen so einzigartig? Was unterscheidet sie von denen der Mitbewerber?
Ich bin strukturiert. Das beginnt schon in den Vorgesprächen, in denen ich die Auftraggebenden gezielt (und wenn nötig auch sehr nachdrücklich) nach ihren Intentionen frage, damit das Bild dann genau die Wirkung und die Aussage bekommt, die sie sich wünschen. Und das spiegelt sich in meinen Bildern wider: sie sind sehr clean und aufgeräumt und sind daher auch bei komplexen Themen sehr gut verständlich und nachvollziehbar.
Welche Befürchtungen hattest du zu Beginn der Gründung? Wie beurteilst du diese aus heutiger Sicht?
Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, die Rahmenbedingungen abzustecken. Beispielsweise, was die rechtlichen Aspekte, Steuern, Versicherungen, aber auch Dinge wie Logo- und Briefpapier und Webseite angeht. Das würde ich heute wieder so machen. Eine gute Planung erspart viel Zeit, Ärger und Nerven.
Hast du “Fehler” gemacht, die du im Nachhinein lieber nicht gemacht hättest? Was hast du aus ihnen gelernt? Würdest du rückwirkend etwas anders machen?
Ich habe alles allein gemacht. Rückblickend würde ich bei Kollegen hospitieren und mir frühzeitig eine Mentorin oder einen Mentor suchen. Parallel zu dieser fachlichen Unterstützung würde ich die Nähe zu anderen Gründungsinteressierten suchen, um mich auch mit ihnen auszutauschen.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die dich als Gründerin auszeichnen?
Wenn ich etwas anfange, dann überlege ich mir vorher eine sinnvolle Struktur.
Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig und ich mache es fertig.
Wenn ich etwas sehe, dass ich verbessern oder verändern kann, dann setze ich es um.
Hast du sonstige Tipps und Tricks, die du gerne mit anderen teilen würdest?
Ja sehr gerne, diesen Rat habe ich selbst von meinem Mentor bekommen und er hat mich bis hier gebracht: Folge der Freude!