Interview mit Daniel Kowalewski von wasni

wasni steht für „Wenn anders sein normal ist“ und ist ein einzigartiges Inklusionsunternehmen, das sich auf nachhaltige und individuelle Modeproduktion spezialisiert hat. In diesem Interview spricht Daniel Kowalewski über seine Motivation, ein Sozialunternehmen zu gründen und die Herausforderungen, denen er begegnet ist.

Interview mit Daniel Kowalewski von wasni
Lieber Daniel, euer Unternehmen steht für Inklusion, Nachhaltigkeit und Individualität. Was war deine Motivation, dieses Unternehmen zu gründen?

Ich wollte etwas Sinnstiftendes machen und habe nach einer Auszeit gemerkt, dass ich etwas mit Gemeinwohlorientierung gründen möchte. So entstand die Idee für ein Sozialunternehmen, das sich eher zufällig auf Textilien und Inklusion konzentriert.

Das klingt spannend! Was macht wasni genau? Was treibt dich an?

Ich wollte beweisen, dass ein Inklusionsunternehmen langfristig wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Die Entscheidung fiel früh, auch wenn ich noch nicht wusste, dass es mit Bekleidung zu tun haben würde. wasni steht für „wenn anders sein normal ist“. Wir sind ein Inklusionsunternehmen, bei dem 50 % der Mitarbeitenden eine Schwerbehinderung haben, aber Teil des 1. Arbeitsmarktes sind.

Ihr näht lokal in Esslingen und bietet eine Passformgarantie. Das bedeutet nicht nur Inklusion, sondern auch Nachhaltigkeit, die inspirierend für andere Unternehmen ist. Kannst du uns mehr zu euren Produkten erzählen?

Wir haben einen Laden in Esslingen und einen Onlineshop. Unser klassischer Onlineshop reichte nicht aus, daher haben wir den Konfigurator programmieren lassen. Unser Motto „Wenn anders sein normal ist“ gilt auch für unsere Kunden. Ein Kunde wollte einen M-Pullover in der Länge von XXL. Das haben wir gemacht und beschlossen, Maßänderungen anzubieten. Jetzt zahlen alle den gleichen Preis, egal ob kleinwüchsig oder 2 Meter groß, und Maßänderungen sind inklusive.

Was waren Herausforderungen auf deinem bisherigen weg? Welche Lehren hast du daraus gezogen?

Ursprünglich wollten wir alles machen, aber Probleme mit dem Stoff führten zu unserem Konzept, individuelle Kundenbestellungen zu fertigen. So entstand unser Konfigurator und damit ein Geschäftsmodell, unser Online-Shop hat uns in der Corona-Zeit sehr geholfen. Es gab auch Tage, an denen niemand in den Laden kam, und das war hart. Nach sechs Wochen kam jemand von der Esslinger Zeitung vorbei und organisierte einen Bericht über uns. Ab da lief es besser, und es ging Stück für Stück bergauf. Vor einigen Jahren hat auch eine Schülerin über uns geschrieben und einen Wettbewerb gewonnen, was zu einer Doku im SWR und MDR führte. Das hat uns viele Aufträge und Anfragen beschert.

Alles in allem sind wir “erwachsen geworden”, aber es bleibt eine konstante Herausforderung, finanziell stabil zu bleiben. Ich muss auch lernen, Aufgaben abzugeben und Fehler in Kauf zu nehmen. Ein ehemaliger Mitarbeiter ist zurückgekehrt und übernimmt jetzt die operative Auftragssteuerung. Ich arbeite bewusst bis zum Sommer weniger, weil ich in den letzten 10 Jahren sehr viel gearbeitet habe.

Was würdest du Unternehmen raten, die sich auf den inklusiven Weg machen wollen?

Wertschätzung ist sehr wichtig. wasni soll ein sicherer Hafen sein, wo jeder akzeptiert wird, wie er ist. Wir haben eine offene Kultur, in der jeder unterstützt wird. Zum Beispiel haben wir alle Gebärdensprache gelernt, um mit einer gehörlosen Mitarbeiterin zu kommunizieren.

Außerdem sollten alle offen sein und es einfach mal probieren. Viele Behinderungen entstehen im Laufe des Arbeitslebens. Wir stellen nicht blind ein, sondern bieten erst mal einen Schnuppertag an. Danach probieren wir es vielleicht eine Woche lang aus. Besonders bei Menschen mit psychischen Erkrankungen war die Arbeitszeitgestaltung die größte Herausforderung. Aufgrund von Medikation ist es oft nicht möglich, morgens um 8 Uhr bei der Arbeit zu sein. Wir haben verschiedene Arbeitszeitmodelle ausprobiert. Es ist wichtig, individuell auf die Arbeitnehmer einzugehen.

Ich bekomme heute immer noch eine Bewerbung pro Woche und Anfragen nach Praktikum oder Arbeitsstelle. Es ist wichtig zu zeigen, dass es funktioniert und Unternehmen sollten Chancen nutzen. Viele Stellenanzeigen sind zu spezifisch, und viele Leute machen nach zwei Jahren nicht mehr das, wofür sie eingestellt wurden. Unternehmen sollten weniger Wert auf bestimmte fachliche Kriterien legen.

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