Interview mit Kai Kölsch von Seedbox.ai

Kai Kölsch von Seedbox.ai hat eine klare Vision: Mit innovativen KI-Lösungen möchte er nicht nur Unternehmen zukunftsfähig machen, sondern auch den Standort Deutschland stärken. Im Interview erzählt er von den Herausforderungen der Gründung während des Corona-Lockdowns, spannenden Projekten wie ‚Velaro‘ und seiner Mission, die Souveränität Europas zu stärken.

Lieber Kai, was hat dich dazu inspiriert, Seedbox zu gründen, und welche Vision treibt dich an?

Die Gründung von Seedbox resultierte aus unseren Erfahrungen bei Daimler, wo mein Mitgründer Dennis und ich den Inkubator für digitale Geschäftsmodelle mit aufgebaut haben. Wir erkannten, dass Konzerne oft Schwierigkeiten haben, Innovationen schnell und effektiv umzusetzen, da sie häufig zu risikoavers agieren. Dies liegt oft an internen Strukturen und Regularien, die innovative Prozesse behindern. Daher war unsere Motivation, Corporate Innovation als Dienstleistung anzubieten, um Unternehmen mehr Freiheit bei der Umsetzung ihrer Ideen zu ermöglichen. Unsere Vision ist es, den Standort Deutschland zu stärken, da wir hier hervorragende Voraussetzungen für bahnbrechende Erfindungen sehen. Wir möchten den Menschen mit guten Ideen die Möglichkeit geben, diese auch tatsächlich zu verwirklichen.

Was genau macht Seedbox?

Seedbox ist ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von KI-Software spezialisiert hat. Wir entwickeln Algorithmen und Softwareprodukte und bieten diverse Beratungsdienstleistungen an. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung und dem Training eigener Large-Language-Modelle, die wir als Open-Source zur Verfügung stellen, um die europäische KI-Community voranzubringen. Unser Geschäftsmodell basiert aber darauf, als Dienstleister für Kunden aus dem Mittelstand und großen Konzernen individuelle KI-Lösungen zu entwickeln, um ihre spezifischen Probleme zu lösen. Dazu gehören unter anderem innovative KI-Anwendungen, Agenten und Co-Piloten.

Wie geht ihr vor, wenn ein Unternehmen KI-Anwendungen einführen möchte?

Am Anfang steht immer eine umfassende Bestandsaufnahme, bei der wir Unternehmen an das Thema KI heranführen. Oft haben unsere Kunden bereits konkrete Vorstellungen oder Herausforderungen, für die sie KI-Lösungen suchen. Wir validieren diese Ideen und entwickeln einen Proof-of-Concept, um die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Ein Beispiel ist unser Projekt „From Text to CAD“, bei dem wir versuchen, CAD-Modelle durch Texteingabe zu entwickeln.

Welche Herausforderungen musstest du bereits mit Seedbox meistern?

Eine der größten Herausforderungen war die Gründung während des ersten Corona-Lockdowns. Wir hatten Existenzängste und mussten unser Geschäftsmodell in einer schwierigen Zeit vorbereiten. Wir haben jedoch die Situation genutzt, um unser Unternehmen voranzutreiben und eine positive Einstellung zu entwickeln.

Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt?

Ja, unser Projekt „Velaro“, ein KI-Co-Pilot für Immobilien-Wertermittler. Dieser nimmt den Wertermittlern viel Arbeit ab, indem er automatisch Daten sammelt, analysiert und ein umfassendes Dokument erstellt. Die KI erkennt zum Beispiel Schäden, analysiert Grundbuchauszüge und Energieausweise und zieht relevante Standortdaten hinzu. Dadurch können die Wertermittler deutlich effizienter arbeiten und sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Welche Rolle spielt der Austausch mit der Community für dich?

Der Austausch mit der Community ist wichtig, aber es ist schade, dass Deutschland im Technologiebereich nicht führend ist. Viele wichtige Entwicklungen und Innovationen kommen nicht aus Deutschland, was zu einer Abwanderung von Talenten führt. Dennoch schätze ich den lokalen Austausch mit anderen Innovatoren, um neue Perspektiven zu gewinnen.

Was sind eure nächsten Schritte?

Wir haben ein erstes europäisches multilinguales Modell entwickelt, das alle 24 europäischen Amtssprachen inklusive lokaler Nuancen umfasst. Dies ist wichtig, um die Abhängigkeit von anderen Modellen zu reduzieren und die technologische Souveränität Europas zu stärken. Zudem arbeiten wir an einer Plattform, die es Mittelständlern ermöglicht, KI-Anwendungen auf der HPC-Infrastruktur effizient zu betreiben. Dabei legen wir großen Wert auf Datensicherheit und Lokalität, um die stets die notwendige Datenhoheit zu gewährleisten.

Vielen Dank, Kai! Wir sind gespannt, was wir von Seedbox in Zukunft noch alles hören werden und wünschen euch viel Erfolg für die Zukunft!
Interview mit Kai Kölsch von Seedbox.ai