Stefan Eberhard und Slawa Wolkow von den Energiehelden erzählen uns im Interview was sie antreibt, warum sie sich in Plochingen nieder gelassen haben und geben Tipps und Tricks für andere Gründer*innen.
Erzählt uns bitte etwas über euer Unternehmen und die Idee dahinter.
Uns gibt es seit eineinhalb Jahren. Die Idee war es, in der PV-Branche aufzuräumen. Vor zehn Jahren gab es schon mal einen PV-Boom, aber nur wenige Regeln und Normen. Jeder dachte, er könnte eine PV-Anlage installieren. Das wollten wir ändern, indem wir Standards setzen und das Ansehen der Branche verbessern. Wir haben ein Programm für Dachmonteur*innen entwickelt, an dem jeder teilnehmen kann, einschließlich Geflüchteter und Quereinsteigende. Unser Ziel ist es, diesen Menschen eine sinnvolle Arbeit zu ermöglichen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wir sind stolz darauf, dass wir eine hundertprozentige Vermittlungsquote haben.
Wir haben auch eine KI-basierte App entwickelt, die in allen Sprachen funktioniert und Aufträge wie eine Tinder-App zuteilt. Sie vermittelt spielerisch Lerninhalte und wird durch ein Labor unterstützt. Auf diese Weise lernen die Teilnehmenden alles über Wechselrichter, Wallboxen und Energiemanagementsysteme, inklusive aktueller Normen. So können sie ausprobieren, Fehler machen und aus ihren Erfahrungen lernen.
Wie lange dauert eure Ausbildung?
Die Qualifizierungsmaßnahme dauert 120 Stunden. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung als Elektrofachkraft, da die Grundlagen bereits vorhanden sein müssen. Unser Programm ist das einzige in Deutschland, das IHK-zertifizierte Lehrgänge anbietet. Wir bilden auch technische Vertriebsmitarbeitende aus, die wissen, wie PV-Anlagen funktionieren. Vor kurzem haben wir einen Preis von 100.000 Euro für eine neue Qualifizierungsmaßnahme gewonnen und wurden vom Bundespräsidenten eingeladen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Sind eure Teilnehmenden Privatpersonen oder kommen sie aus Betrieben?
Das ist unterschiedlich. Viele Handwerksbetriebe aus der Region schicken ihre Mitarbeitenden zu uns. Aber auch große PV-Installationsbetriebe aus ganz Deutschland kommen zu uns. Diese Betriebe kennen unsere hohe Qualität und wissen, dass ihre Mitarbeitenden bei uns die bestmögliche Ausbildung erhalten.
Wie kam es zur Gründung eurer Firma?
Ein Gründer eines großen Installationsbetriebs fragte uns, ob wir für ihn eine Akademie gründen könnten. Wir waren als Berater tätig und haben dann beschlossen, die Akademie selbstständig weiterzuführen. Die Idee, uns selbstständig zu machen, beschäftigte uns schon seit zehn Jahren. Die Möglichkeit, wirklich etwas in der Branche zu verändern und Standards zu setzen, hat uns letztendlich dazu bewegt, diesen Schritt zu gehen. Wir wollten einen positiven Einfluss haben und eine nachhaltige Lösung bieten.
Hattet ihr während der Gründung Ängste oder Befürchtungen?
Alle. Wir haben einen Businessplan geschrieben, Förderungen beantragt und am Ende privat über eine viertel Million Euro aufgenommen. Anfangs bekamen wir keine Fördermittel, weil uns die Nachweise fehlten. Doch wir haben alles aus eigener Kraft geschafft. Heute können wir stolz sagen, dass jede Entscheidung, auch wenn sie damals riskant erschien, uns vorangebracht hat. Wir haben gelernt, dass Durchhaltevermögen und der Glaube an die eigene Vision entscheidend sind.
Habt ihr Fehler gemacht, die ihr heute anders machen würdet?
Nein, jede Entscheidung hatte ihren Sinn, auch wenn es manchmal schwierig war. Jetzt wollen viele Firmen mit uns zusammenarbeiten und uns ausstatten. Wir sind stolz auf unseren Weg und würden alles genauso wieder tun. Jede Herausforderung hat uns stärker gemacht und uns geholfen, besser zu werden.
Wer hat eure App entwickelt?
Ein Start-up aus Berlin namens Elephant Company. Die App ist KI-basiert und ermöglicht es uns, Programme in kürzester Zeit zu erstellen. Sie enthält Videos und bald auch Virtual-Reality-Elemente, um Theorie und Praxis zu verbinden. Früher dauerte es Wochen, um Programme zu erstellen, jetzt können wir das innerhalb von Minuten tun. Die App hilft uns, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.
Für wen ist die App gedacht?
Für die Teilnehmenden unserer Trainings. Sie begleitet den Kurs und hilft, das Gelernte zu wiederholen und zu vertiefen. Die App ist eine spielerische Ergänzung zu unserem praxisorientierten Unterricht. Sie ermöglicht es den Teilnehmenden, auch außerhalb der Trainingszeiten weiter zulernen und sich zu verbessern.
Wie ist die Unternehmer-Community in Plochingen?
Hervorragend. Es gibt einen starken Austausch und wir kaufen Materialien vor Ort ein. Plochingen ist eine sehr besondere Stadt mit einer engen Gemeinschaft. Das hilft uns sehr, weil die Firmen sich gegenseitig unterstützen und wir voneinander lernen können.
Warum habt ihr euch für Plochingen entschieden?
Plochingen ist top erreichbar, die Mietpreise sind fair und der Vermieter ist uns bei der Gründung sehr entgegengekommen. Die Stadt hat eine gute Infrastruktur und ist für unsere Teilnehmenden leicht zu erreichen. Zudem ist es ein schöner Ort mit einer positiven Atmosphäre, die unsere Arbeit unterstützt.
Welche anderen Stellen könnt ihr Gründern empfehlen?
Die IHK ist ein guter Anlaufpunkt. Sie bietet Beratung und Unterstützung bei bürokratischen Hürden. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu holen und gründliche Planung zu betreiben. Vernetzung und gute Freunde, die einen unterstützen, sind ebenfalls entscheidend. Wir haben von Anfang an viel aus dem Bauchgefühl heraus gemacht, aber es ist auch wichtig, einen klaren Leitfaden zu haben und sich beraten zu lassen. Das hilft, die vielen bürokratischen Anforderungen zu bewältigen, die gerade am Anfang überwältigend sein können.
Wie groß ist euer Team?
Wir sind fünf feste Mitarbeitende. Meine Schwester baut den Vertrieb aus Kolumbien heraus auf. Zwei Trainer, die wir selbst ausgebildet haben, sind fest bei uns angestellt. Zudem haben wir zwei freie Mitarbeiter, die bei Bedarf einspringen. Wir planen, Standorte in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hamburg zu eröffnen. Pro Standort werden wir drei Mitarbeitende haben: für den Elektrobereich, für den Dachbereich und für den Vertrieb. So können wir unsere hohe Ausbildungsqualität auch an neuen Standorten gewährleisten..
Wie stellt ihr euch die Zukunft eures Unternehmens vor?
Wir wollen in allen Bundesländern Standorte eröffnen und unsere Programme stetig weiterentwickeln. Unsere Mission ist es, etwas für das Klima zu tun und sinnvolle Arbeit zu leisten. Wir möchten, dass unsere Teilnehmenden stolz auf ihre Arbeit sind und ihnen bewusst ist, dass sie einen positiven Beitrag leisten. Unser Ziel ist es, immer weiter zu wachsen und noch mehr Menschen zu erreichen, die sich für erneuerbare Energien engagieren wollen. Unsere Teilnehmenden sollen morgens glücklich zur Arbeit gehen und wissen, dass sie etwas bewegen können.
Habt ihr ein unternehmerisches Vorbild?
Stefan: Mein Opa, der in der Nachkriegszeit eine Firma aufgebaut hat, ist mein großes Vorbild. Sein Durchhaltevermögen und sein Glaube an das, was er tat, inspirieren mich bis heute.
Slawa: Ich habe kein konkretes Vorbild, aber ich bewundere viele Menschen, die Großes geleistet haben. Wichtig ist für mich, authentisch zu bleiben und an das zu glauben, was wir tun.
Welche Eigenschaften zeichnen euch als Unternehmer aus?
Ausdauer, Zielstrebigkeit und der Glaube an das, was wir tun. Wir wissen, dass unsere Arbeit wichtig ist und dass wir damit einen Unterschied machen können. Diese Überzeugung treibt uns an und hilft uns, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Ja, ich denke, dass unsere Zielstrebigkeit und unser Engagement uns auszeichnen. Wir sind überzeugt von dem, was wir tun, und das spüren auch unsere Teilnehmenden und Partner.
Habt ihr Tipps für andere Unternehmer und Gründer?
Vernetzung ist sehr wichtig, ebenso wie ein guter Freundeskreis, der einen unterstützt. Man muss zu 100 Prozent an sein Produkt glauben und überzeugt auftreten. Es ist wichtig, sich Feedback zu holen und immer daran zu arbeiten, besser zu werden. Aber vor allem sollte man immer an seine Vision glauben und nicht aufgeben, auch wenn es mal schwierig wird. Es ist wichtig, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen und immer weiterzumachen