Die Zukunft der Landwirte ist unsicher, die Branche steht vor finanziellen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Bundesregierung hat im Jahr 2020 ihre Vision für die Landwirtschaft der Zukunft veröffentlicht, die sowohl durch öffentliche Förderung als auch durch Markterlöse für Lebensmittel erreicht werden soll. Die Ziele sind klar: eine attraktivere Berufsaussicht für Landwirte, günstigerer Zugang zu lokalen Lebensmitteln für die Gesellschaft und die Förderung einer wachsenden Agrarwirtschaft.
Lenn Hoffmann bietet in Nürtingen all das, sogar mit Profit: durch die Schaffung einer Infrastruktur zwischen Bauer und Kunde mit einem Lieferservice für regionale Produkte direkt vom Bauern, unterstützt durch eine Onlineplattform. Er und sein Team haben beim Young Founders Event 5.0 in Berlin den zweiten Platz bundesweit in der Kategorie „Digital Products & Services“ gewonnen.
Lieber Lenn, beschreibe deine Idee in bitte in ein paar Sätzen für uns. Wie kamst du auf deine Idee?
Bei mir kam tatsächlich erst die Unternehmensgründung und dann die Idee! Ursprünglich habe ich mit meinem Klassenkameraden eine Challenge gemacht und es ging darum 30 Eier unserer Hühner über eine App zu verkaufen. Die Resonanz war so gut, dass wir den Bedarf gerne auch langfristig decken wollten und dann mit unserem Service gestartet sind. Unser Ansatz ist es, die Verbindung zwischen Bauern und Kunden zu reaktivieren – also sozusagen eine Art Lieferando vom Bauern.
Wie hat dein Umfeld reagiert? Was würdest du anders machen, wenn du nochmal starten würdest?
Meine Klassenkameraden nannten mich „Lenn, der Eiermann“. Für mich war das eine positive Rückmeldung. Generell habe ich eher positive Erfahrungen gemacht und kaum Gegenwind erfahren. Beim Haustürklingeln war ich am Anfang zurückhaltend, habe aber gelernt, dass man keine Angst haben muss. Ich würde gar nicht viel anders machen, da ich aus den Fehlern auch viel gelernt habe!
Wie bist du zu der Person geworden, die du heute bist?
Ich denke, das Umfeld ist dafür verantwortlich: Mein Schulfreund, der mich immer wieder herausfordert, meine Oma und mein Opa, bei denen ich Einblicke in deren Bauernhof bekommen habe und natürlich meine Eltern, die mich bei meinen Aktivitäten unterstützen.
Du sprichst von “Wir” – wie sieht eurer Team aus?
Wir sind im Grunde vier Freunde, die das Projekt gemeinsam treiben. Mein ehemaliger Klassenkamerad, Jonas Nolte, der mit mir ursprünglich auch die Challenge machte, kümmert sich noch mit einem weiteren Kollegen um die App und die IT. Laurent Kielkopf macht eigentlich eine Ausbildung, hilft mir aber jeden Dienstag bei der Auslieferung. Ich selbst kümmere mich fulltime um Vertrieb, Vision und alles, was so anfällt.
Was macht eure Auslieferung einzigartig? Was ist euer USP?
Im Grund machen wir es ähnlich, wie „Frisch vom Acker“ auf der Ostalb. Unser Bestreben ist es, eine Einkaufserweiterung zu sein, kein Einkaufsersatz. Unser Ziel ist es, dass in 5 Minuten jede Person ihre Bestellung erledigt hat und dann die Waren vor der Haustür stehen. Das ist deutlich schneller, als in den Supermarkt zu gehen. Durch die App wollen wir eine moderne Umsetzung von einem klassischen Business erreichen. Unser langfristiges Ziel und unsere Vision ist es, Bauern eine Plattform anbieten zu können, auf der sie ihre Produkte einpflegen können. Das würde dann auch skalieren.
In welchem Stadium steht euer Service momentan? Was stellt ihr euch für die Zukunft vor?
Derzeit beliefern wir jede Woche 100 Haushalte. Das bedeutet eine Auslieferzeit von 4,5 Stunden. Wir versuchen hier auf Fokusgebiete zu setzen und diese Wabe für Wabe zu erschließen, um möglichst effizient zu sein. Um eine möglichst hohe Abdeckung in einem Gebiet zu erreichen, machen wir auch einfach den Vertrieb an der Haustür. Das hat sich bewährt! Unsere Vision ist es, die Bestellung mittels der App zu steuern, denn neben Eiern haben wir auch Gemüse, Spaghetti, Kartoffeln und Honig im Sortiment.
Was bedeutet für dich – in Bezug auf dein Business – das Schlagwort “Regionalität”?
Die regionale Verbundenheit ist der Kern unseres Business. Man merkt den Unterschied beim Produkt und der Qualität. Meine Mutter hat schon immer gesagt: „Gutes Essen darf auch etwas kosten“. Ich bin auch lokal verwurzelt, denn meine Großeltern haben einen Bauernhof. Außerdem ist bei mir die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) vor der Haustür. Mit dem Team von Zukunft.Gründen haben wir als Jungunternehmer eine Anlaufstelle und finden Unterstützung und Sparring Partner.
Was war dein Highlight eurer seitherigen Reise?
Wir haben den 2. Platz in der Kategorie „Digital Services & Products“ beim bundesweiten Startup Teens Wettbewerb gewonnen und waren beim Finale in Berlin dabei. Das war schon unser absoluter Höhepunkt!
Mit welcher Person würdest du dich gerne mal über dein Projekt austauschen?
Der Austausch mit jungen Gründern, die vielleicht schon ein paar Steps weiter sind, ist schon echt bereichernd – zum Beispiel mit Jan Hecker von Startup Teens oder Florian Pachaly, de Gründer von Recup.
Dein Wille und Ehrgeiz sind deutlich erkennbar – Was ist denn deine Vision? Was ist in 10 Jahren?
Ich habe immer einen Plan B und mache mir zunächst mal einen 1-Jahres-Plan. Im Moment arbeite ich fulltime für mein Business, bin aber auch eingeschrieben in der Uni. Meine langfristige Vision ist ein landes- bis bundesweiter Plattformansatz. Grundsätzlich kann ich mir irgendwann auch einen Exit vorstellen. Kurzfristig steht aber erst mal die Erweiterung auf die umliegenden Städte an.